Unser Erwartungen an die erste Jahreshälfte sind übertroffen worden. Wir haben zwei gesunde, tolle Fohlen, die Fohlenschau war ein voller Erfolg und trotz der appokalyptischen Gesamtstimmung zu Anfang des Jahres geht es uns allen gut. Das wichtigste: wir sind gesund. Hoffentlich helfen viele Menschen mit, dass die Verbreitung von Corona gestoppt wird!
Der Sommer ist für uns immer eine wichtige Zeit. Tanja und ich besuchen uns gegenseitig, wir geniessen es, die Entwicklung der Pferde des anderen live zu sehen, uns darüber auszutauschen, wir besuchen gemeinsam die Fohlenschauen in der Schweiz, der Marché-Concours steht an, wir widmen uns unseren Foto- und Filmprojekten. Das fällt in diesem Jahr leider aus. Wir waren sehr glücklich, dass Tanja uns besuchen konnte und uns in den Vorbereitungen und auf der Fohlenschau selber, unterstützt hat. Beste Freiberger-Coiffeuse ever <3. Auf den Gegenbesuch bei Tanja in der Schweiz verzichten wir in diesem Jahr. Auf den Fohlenschauen sind wie bei uns auch keine Zuschauer gestattet, der Marché Concours fällt aus. Da siegt die Vernunft und ich bleibe zuhause in Deutschland, dankbar dass wir uns in diesem Jahr überhaupt noch einmal sehen konnten. Hoffen wir darauf, dass die nächsten Katastrophen noch eine Weile ausbleiben, internationale Kontakte bald ohne große Einschränkungen und vor allem ohne sich selber und ohne andere zu gefährden, wieder möglich sein werden. Vielleicht ist es Tanja ja möglich, ein paar Fotos oder Videos von Hengsten oder Fohlen für uns zu machen. Es ist komisch, plötzlich selber wieder auf Bildmaterial angewiesen zu sein und nur via Erzählung an der Freibergerszene teilhaben zu können.
Gut, dass das Jahr noch ein paar Aufgaben für uns zuhause bereit hält. Merida unser Fohlen aus 2018 wird 2 1/2 Jahre alt und kommt jetzt in die Vorschule. Da wir sie in unserer Pferdefamilie groß werden lassen, gehen wir jeden Tag mit ihr um, Putzen, Hufe auskratzen, Führen, Anbinden, Waschen usw. ist Alltag. Im Winter habe ich sie schon mal auf dem Platz laufen lassen und ein bisschen mit ihr „gespielt“. ich habe ihr Plastiktüten gezeigt, ein bisschen Führen auf Distanz (nicht longieren!) geübt, etabliert, dass sie mir nicht so auf die Pelle rückt. In den letzten Monaten haben wir ihre Angst vor dem Trecker bearbeiten und dafür das Thema Bodenarbeit ausgebaut. Jetzt kommt longieren (nicht zentrifugieren!) hinzu, sie lernt den Longiergurt kennen, wir gehen auf unseren großen Weiden spazieren, damit sie lernt alleine unterwegs zu sein und wir gehen auch mal auf der Straße ein paar Meter, um sie an Autos zu gewöhnen (Landstraße innerorts).
Da sie im Herbst zum ersten Mal zweispännig eingespannt werden soll, müssen wir uns jetzt ans Thema longieren, Doppellonge, Fahren vom Boden heranwagen. Wir müssen ihr beibringen sich zwar in Ruhe, aber ganz durchlässig treiben zu lassen. Wenn sie ein paar mal gut zweispännig mit gelaufen ist, bekommt sie erst einmal eine mehrwöchige Pause.
Wenn man einen Freiberger hat, muss man sich mit dem Thema Feldtest beschäftigen. Auf dem Feldtest müssen die Freiberger Pferde 3-jährig vorgestellt werden um volle Papiere zu bekommen. Nur in Ausnahmefällen, darf der Feldtest 4-jährig absolviert werden (ärztliches Attest). Dort werden sie gemessen, linear beschrieben, das heißt ihr Exterieur wird beurteilt, ebenso ihr Verhalten bei der Exterieurmusterung. Am selben Tag muss eine Fahr- und eine Reitprüfung abgelegt werden. Die Feldtest finden zwischen März und September statt. Die Freiberger sind also gerade mal 3 bis 3,5 Jahre alt, wenn sie diese obligatorische Prüfung ablegen. Gerade wenn man einen Freiberger hat, der in seinem dritten Lebensjahr noch starke Wachstumschübe hat empfinde ich die Belastung durch den Feldtest als kritisch. Man hat keine Zeit ihm dann eine Pause zu lassen.
Aus osteopathischer Sicht, sowie aus der Sicht einer soliden Pferdeausbildung ist das kaum zu befürworten. Die Wahl hat man jedoch nicht, wenn man sich dem Rassestandart unterwirft, das heißt den Vorgaben des Schweizerischen Freibergerverbands, der das Ursprungszuchtbuch führt, folgt. Man hat lediglich die Wahl, die Vorbereitungen für den Feldtest sehr früh anzufangen um den Pferden Pausen geben und langsamer vorgehen zu können, es also zu schonen in dem man ihm Zeit gibt zu lernen und sich der Belastung anzupassen, oder spät anzufangen und nur ein paar Mal anzuspannen und zu reiten, also die Häufigkeit der Belastung möglichst gering zu halten, um das Pferd auf diese Art zu schonen. Es gibt Vor- und Nachteile in beiden Fällen.
Unsere Nachzucht Merida, von 2018, ist ein Nachkomme des lediglich in Deutschland anerkannten Hengstes Fridolin (von Lyroi). Sie kann daher, trotz voll anerkannter Mutter, nicht beim Schweizerischen Verband eingetragen werden. Es findet zwar ein Feldtest in Deutschland statt, an dem wir teilnehmen könnten, dies ändert jedoch nichts daran, dass Merida kein vollständiges Papier aus der Schweiz erhalten wird. Wir haben uns daher entschlossen, den deutschen Weg zu gehen und sie 3jährig beim Niedersächsischen Kaltblutverband eintragen zu lassen. Gegebenenfalls werden wir sie 4jährig auf einem Feldtest hier in Deutschland vorstellen. Der Feldtest oder ein Stationstest ist nötig um eine Staatsprämie zu erhalten. Wir werden sehen, ob das für Merida realistisch ist.
Da wir den deutschen Vorgaben folgen werden, haben wir natürlich Zeit für die Ausbildung gewonnen. Trotzdem werden wir sie so vorbereiten, dass ein Feldtest 3jährig möglich wäre. Daher gehört zu unserem Plan für die zweite Jahreshälfte: Merida auf das Fahren vorzubereiten, eventuell ein paar Mal anspannen, durch geeignetes Longieren Muskulatur, Sehnen und Bänder auf die Belastung vorbereiten, Pausen einbauen.
So weit die Planung, mal sehen was das Leben und Merida dazu zu sagen haben…
Kurze Videos von Merida teilen wir immer mal wieder in den Stories auf Instagram unter Freiberger2Punkt0. Wir freuen uns wenn ihr uns dort besucht!