In diesem Jahr waren wir mal wieder im Urlaub, in Holland, eine Woche. Man, das war echt schön, man könnte sich daran gewöhnen regelmäßig zu verreisen. Also nicht in Sachen Pferd, oder Hund oder so. Einfach mal einen Tapetenwechsel, anderer Tagesablauf, relaxen, nett Essen, bisschen shoppen, ohne Zeitdruck mit der Familie zusammen sein. Bin ja auch Sightseeing gegenüber nicht abgeneigt. Geschichte war neben Deutsch und Englisch mein Lieblingsfach. Also nur her mit mittelalterlichen Städten und deren Geschichte. In Deutschland haben wir nicht mehr so viele davon.
Eine Woche war schön. Zum Glück hatten wir unsere Dalmatiner-Hündin Samba dabei. Sonst wären wir eventuell eher abgereist. Das ist der Vorteil den Hundebesitzer gegenüber Katzen- und Pferdebesitzern haben. Sie können ihr tierisches Familienmitglied einpacken und auf Reisen mitnehmen. Wir sind alles, Hundebesitzer, Katzenbesitzer und Pferdebesitzer. Das macht das Reisen etwas schwieriger. Zumal wir unsere Pferde am Haus haben. Wenn man Einsteller ist, muss man die Versorgung des Pferdes nicht jedesmal neu organisieren, jedenfalls nicht Füttern, Misten, Weide…das meiste davon mindestens 2x am Tag.
Das wir gleich vier Pferde haben, ist mit unserer Familienkonstellation zu erklären. Mein Mann fährt Kutsche und Mama (ich) und Tochter reiten. Mitte und Ende Zwanzig fanden wir uns mit drei kleinen Kindern in einer Eigentumswohnung in recht spießigem Vorstadt-Milieu wieder. Der älteste Autistisch und die beiden Jüngeren mit reichlich Drang zur Aktivität gesegnet, zog es uns raus in die Natur. Über die Reittherapie unseres Ältesten, kamen wir an unser Pferd, dann ein Pony für die Tochter und als das dritte Pferd auf die Welt kam, packten wir die Gelegenheit einen schönen Hof zu pachten beim Schopfe. Ebenso spontan war unsere Entscheidung einen alten Bauernhof zu kaufen ein paar Jahre später. So da sind wir nun!
Unsere Kinder sind inzwischen zu sehr damit beschäftigt sich eine eigene Zukunft aufzubauen, als dass sie noch Zeit dafür hätten, mit Teerfarbe ihre Namen an die frisch gestrichene Stall-Fassade zu pinseln. Das ist auch wichtig und richtig so! Unsere Tochter Julia ist dem Reitsport bisher treu geblieben, trotz Freund, Abi und aktuell Berufsausbildung, hat sie sich vorbildlich um ihre beiden Pferde gekümmert. Daher haben wir zur Zeit auch noch den Vorteil, dass unsere Tochter Julia meistens den abendlichen Stalldienst übernimmt. Zweimal in der Woche kommt unser Freund Jan abends zu seinem Pferd Quarino und macht dann auch den Stall. Daher haben wir Alles in Allem auch noch jede Menge Freiheiten.
Ob das so bleibt? Was ist schon von Dauer? Das Leben ist ein Fluss! Keiner kann wissen was die Zukunft bringt, wohin das Leben alle Beteiligten hinführen wird. Jede Entscheidung ist immer nur eine für den Moment. Der eigene kleine Hof macht sehr viel Arbeit, die Tiere, die Firma…viel Zeit Auszureiten oder zu Fahren bleibt im Moment wirklich nicht. Die Pferdeleute nerven, jeder hat die Weisheit mit Löffeln gefressen. Toleranz? Fehlanzeige! Gott sei Dank gibt es Ausnahmen!
Pferdehaltung in Eigenregie macht viel Spaß, kostet jedoch in jeder Hinsicht eine Menge Ressourcen, heißt vor allem: Zeit, Kraft und Geld. Die Sinnfrage ist ab einem bestimmten Punkt unausweichlich. Nämlich dann, wenn man nur noch mit der Versorgung der Tiere und der Pflege des Hofes und dem Verdienen des Geldes für die Viecher beschäftigt ist und keine Zeit oder Kraft mehr für Beschäftigung mit dem Tier hat. Eines könnte man ja noch irgendwo einstellen. Wieder Einsteller sein? Nein Danke! Einsteller haben? Nein Danke! Ich gebe ehrlich zu, dass der Gedanke an eine kleine pflegeleichte Wohnung und jede Menge Urlaub schon etwas verführerisch ist. Oder der Gedanke daran, mit stets gepflegten Händen, ohne eine Panade aus Tierhaaren verschiedener Spezies , das Haus spontan verlassen zu können. Gerade an einem verregneten Sonntag im Januar, um 7 Uhr morgens verfluche ich manchmal die bescheuerte Idee so viele Pferde zu haben. Wenn ich es dann, an jenem Sonntag Morgen aber aus dem Bett geschafft habe, die Lunge mit dem ersten Atemzug frischer Luft gefüllt habe und die Hottis mir zu grummeln, ist der Zweifel fast immer ganz schnell verflogen. Mittlerweile brauch ich die Stallarbeit sogar. Die bringt mich morgens so richtig auf Touren. Sie ist körperlich anstrengend und geistig befreiend, kein notwendiges Übel, sondern Teil des Lebensstils. Was soll ich sagen, wir werden dann doch weiterhin auf lange Urlaubsreisen, und fusselfreie Kleidung verzichten…
Quinn unser Profi und Lebensversicherung an der Kutsche ist mittlerweile auch schon 13 Jahre alt. Die Stuten sind 12 uns 11 Jahre alt. Für uns steht fest, dass wir ein Nachwuchspferd selber einreiten und einfahren möchten. Wir haben damit bei unserer Stute Queshya sehr gute Erfahrungen gemacht. Falls wir nächstes Jahr ein Fohlen haben, wird Quinn 16 Jahre alt sein, wenn unser Youngster eingefahren werden soll. Er wird 20 Jahre alt sein, wenn der oder die Neue durch die Pubertät hindurch ist. Die Zeit drängt also langsam. Eigentlich haben wir im Moment mehr als genug Pferde. 4 Pferde für 3 Personen sind mehr als ausreichend. Das Nachwuchspferd ist für uns eine Investition in die Zukunft mit Pferden und daher nötig.
Der Youngster wird allerdings nicht damit zufrieden sein, im Stall versorgt zu werden. Als Fohlen braucht er konsequente Erziehung, als Remonte regelmäßige Arbeit. Das bedeutet in den ersten Jahren gibt es keine Auszeiten, weil das Wetter Mist ist, oder in der Firma viel Arbeit ansteht. Komme was wolle, er muss gearbeitet werden. Das zahlt sich erst viel später aus. Genauso wie er oder sie, werden wir immer wieder über uns hinauswachsen uns weiterentwickeln müssen. Nur so haben wir irgendwann ein „funktionierendes“ Pferd. Wir haben lange überlegt ob wir den Weg, ein Pferd von Grund auf aufzubauen nochmal gehen möchten, haben erwogen den Pferdesport aufzugeben, bzw. sanft auslaufen zu lassen, indem wir den Pferdebestand so belassen und mit den Pferden in Rente gehen. Da wir unsere weitere Zukunft aber immer noch mit Pferden und anderem Getier verbringen möchten, wird es jetzt doch langsam Zeit für ein Nachwuchspferd.